BAT muss Verantwortung für die furchtbaren Verhältnisse auf US-amerikanischen Tabakfarmen übernehmen!
Reynolds American Incorporated (RAI) ist (nach Philip Morris) das zweitgrößte Tabakunternehmen der Vereinigten Staaten und verzeichnet Jahresgewinne von mehr als 2 Milliarden US-Dollar. Die Aktionäre des Unternehmens haben sich in den letzten fünf Jahren über eine Rendite von mehr als 80% freuen können. British American Tobacco (BAT) ist mit einer Beteiligung von 42% der größte Aktionär.
Reynolds bezieht seinen Rohtabak überwiegend aus North Carolina, dem Heimatstaat des Unternehmens. Die Arbeiter auf den Tabakfarmen in North Carolina sind zumeist Wanderarbeiter, die vor allem aus Mexiko und Mittelamerika kommen und von Arbeitsvermittlern für die Arbeit auf den Farmen der Tabakanbauer in North Carolina rekrutiert werden. Etwa 20% der an Reynolds vertraglich gebundenen Tabakanbauer gehören der North Carolina Growers Association an, über die Arbeiter gemäß den gesetzlichen Bestimmungen rekrutiert werden – Arbeiter, deren Arbeits- und Lebensbedingungen menschenwürdig sind. Die überwiegende Mehrheit der Tabakanbauer rekrutiert jedoch über Vermittlern, von denen viele Arbeiter ohne Papiere vermitteln, die nicht den Schutz von Arbeits- und Menschenrechten genießen, die allein menschenwürdige Löhne, Arbeits- und Lebensbedingungen gewährleisten.
Das der IUL angeschlossen Farm Labor Organizing Committee (FLOC) bemüht sich zur Zeit darum, für 25 000 Tabakfarmarbeiter, darunter zehntausende Wanderarbeiter, die zur Tabakernte nach North Carolina kommen, Rechte und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu sichern.
Die Arbeiter auf den Tabakfeldern arbeiten viele Stunden am Tag in gebückter Haltung unter der brennenden Sonne. In den letzten Jahren starben in North Carolina neun Tabakarbeiter, zumeist aufgrund eines Hitzschlags.
Nach einem langen, heißen Tag auf den Feldern kehren die Arbeiter in Arbeitslager zurück – das sind häufig schmutzige und überfüllte Quartiere mit unzureichender Ventilation und undichten Dächern, mit Schlafkojen ohne Bettwäsche oder mit muffigen Matratzen und rudimentären und kaum gewarteten Toiletten und Duschen. In Lagern ohne Kücheneinrichtungen sind die Arbeiter gezwungen, Lebensmittel zu hohen Preisen beim Lageraufseher zu kaufen.
Tabakfarmarbeiter sind häufig schädlichem Nikotin und Pestiziden ausgesetzt und können Opfer der “Rohtabakkrankheit” (GTS) werden, die dadurch verursacht wird, dass Nikotin durch die Haut in den Körper dringt. In den Arbeitslagern fehlt es häufig an ausreichenden Möglichkeiten, durch Pestizide und Tabakrückstände verunreinigte Bekleidung zu waschen.
Was diesen Arbeitern aber vor allem fehlt, ist ein Mitspracherecht in Bezug auf die Bedingungen, die ihr Leben bestimmen.
FLOC ist gleichzeitig eine Gewerkschaft und eine Sozialbewegung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Wanderarbeitnehmern in der Landwirtschaft Rechte zu sichern.
Mit Hilfe unermüdlicher Organisierungs- und Kampagnenarbeit konnte FLOC gegen die wütende Opposition von Farmbesitzern, die dabei von den ihre Produkte beziehenden TNKs unterstützt wurden, Kollektivverhandlungsrechte für Landwirtschaftsarbeiter erstreiten. In North Carolina hat FLOC eine Tarifvereinbarung mit der North Carolina Growers Association getroffen, die jedoch für keinen einzigen Arbeiter auf rund 80% der Farmen dieses Staates gilt, die dieser Vereinigung nicht angeschlossen sind.
2006 startete FLOC eine Kampagne, um Tabakarbeitern Gewerkschaftsrechte zu sichern. Im September 2007 ersuchte FLOC um ein Treffen mit Susan Ivey, der Konzernchefin von Reynolds American Inc., um über die Bedingungen zu sprechen, unter denen Farmarbeiter die Produkte des Unternehmens erzeugen. Die Konzernchefin lehnte eine solche Begegnung jedoch ab, weil ihrer Ansicht nach das Unternehmen nicht für diese Arbeiter verantwortlich sei. Seither hat FLOC eine Öffentlichkeitskampagne gestartet, um Reynolds American dazu zu bewegen, die Verantwortung für die Arbeits- und Lebensbedingungen der Farmarbeiter zu übernehmen, die den Tabak erzeugen, aus dem Reynolds Zigaretten macht. Ivey wirft FLOC nunmehr böswilliges Handeln vor und nutzt diese Öffentlichkeitskampagne als weiteren Vorwand, nicht mit FLOC zusammenzutreffen.
Die IUL macht British American Tobacco, das 42% der Anteile an RAI hält und 5 der 12 Sitze im RAI-Vorstand besetzt, ebenfalls für die Bedingungen der Tabakfarmarbeiter in North Carolina verantwortlich. Wir bitten deshalb unsere Mitgliedsverbände, in Schreiben an die BAT-Konzernleitung zu fordern, dass sie ihre Verantwortung wahrnimmt und ihren Einfluss nutzt, um RAI zu veranlassen, mit FLOC zusammenzutreffen und mit der Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der ärmsten und am meisten gefährdeten Arbeitnehmer seiner Lieferkette zu beginnen.
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Zu weiteren Informationen über die Lebens- und Arbeitsbedingungen auf Tabakfarmen in North Carolina hier Aussagen von Farmarbeitern abrufen.