Streik in den größten belgischen AB INBEV Brauereien zur Rettung von 300 Arbeitsplätzen endet nach 14 Tagen mit Schlichtung
Am 10. Januar gab die Unternehmensleitung von AB InBev bekannt, wegen des rückläufigen Bierkonsums und der Notwendigkeit, “schlanker und flexibler” zu werden, 10% der verbleibenden 8 000 Arbeitsplätze in Westeuropa streichen zu wollen. Die geplante Maßnahme hätte den Verlust von 263 Arbeitsplätzen in Belgien (von 2 700) und 386 in Deutschland (von 3 000) sowie eine noch unbekannte Zahl von Entlassungen in Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien bedeutet. Das Unternehmen plant ferner die Schließung seiner Brauerei in Luxemburg und einer Vertriebszentrale in Brüssel.
Alle Arbeitnehmer von AB InBev in Belgien und ihre Gewerkschaften lehnten die Pläne der Unternehmensleitung einstimmig ab und kämpften für diese Arbeitsplätze. Vom 8. Januar an blockierten Streikposten der Arbeitnehmer die Brauereien Jupiler und Löwen und verhinderten die Zu- und Ausfahrt von Lastwagen. An dem Tag, an dem die Pläne verkündet wurden, hielt eine Gruppe von Arbeitnehmern in der Brauerei Jupiler 10 Führungskräfte in einer ausgedehnten Verhandlungssitzung fest, die sich über 11 Stunden erstreckte, wobei sie die Forderung stellte, mit Vertretern der Zentrale sprechen zu können, und die Rücknahme der Stellenstreichungen verlangte, ehe sie der Beendigung der Sitzung nach 2.00 Uhr früh am folgenden Tag zustimmten.
Eine aus 40 Arbeitnehmern bestehende Gewerkschaftsdelegation begab sich in das Schloss, in dem Philippe de Spoelberch lebt, einer der ältesten Interbrewaktionäre, um ihn aufzufordern, Druck auf die AB InBev Konzernleitung auszuüben, die Entscheidung über die Stellenstreichungen zurückzunehmen.
AB InBev konnte eine Gerichtsverfügung zur Aufhebung der Blockade erreichen, die das Unternehmen jedoch wegen der bereits angespannten Situation nicht vollstrecken ließ. Aufgrund der wirksamen Streikposten und angesichts der Drohung eines landesweiten Streiks verschwanden die Marken Stella Artois, Jupiler und Hoegaarden aus Gaststätten und Lagerregalen.
Nachdem eine von der belgischen Regierung eingeleitete Schlichtung am 19. Januar scheiterte, war ein dritter Versuch am 21. Januar erfolgreich. Die zwischen AB InBev, den belgischen Gewerkschaften und den staatlichen Schlichtern erzielte Vereinbarung bedeutet, dass der aktuelle Umstrukturierungsplan zurückgezogen wird, die Streikenden für den 21. und 22. Januar ihre Löhne erhalten und die Rahmenbedingungen für eine konkrete Anhörung zu einem Geschäftsplan für AB InBev in Belgien festgelegt wurden. Sofern die Arbeitnehmer der Vereinbarung zustimmen, sollten die Streikposten noch am Nachmittag des 22. Januar zurückgezogen werden. Dies ist ein bedeutender Sieg für die belgischen Ab InBev Gewerkschaften, aber noch nicht das Ende des Tunnels. “Wir haben eine Schlacht gewonnen, aber noch nicht den Krieg”, erklärt Luc Gysemberg von der Gewerkschaft CSC.
AB InBev Arbeitnehmer in Europa sind eine gefährdete Gattung. Im November 2009 verkaufte Ab InBev 11 Brauereien in Osteuropa – eine Gruppe, die jetzt “StarBev” heißt – für 2,231 Millionen Dollar an die Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners.
AB InBev entstand 2008 mit der Übernahme des belgisch-brasilianischen Konglomerats InBev durch das US-amerikanische Brauereiunternehmen Anheuser-Busch. Dieses globale Brauereiunternehmen erzeugt einige der meistverkauften Biersorten der Welt, darunter Stella Artois, Budweiser, Leffe, Jupiler und Hoegaarden.
Rund 40% des Ab InBev Umsatzes entfallen zur Zeit auf den US-amerikanischen Markt. Das Unternehmen besitzt ferner die Llabatt’s Brauereien in Kanada.